Wasseruhr läuft rückwärts, Wasserleitung vibriert

Rückwärtslaufende / pulsierende Wasseruhr sowie

Vibrationen in der Wasserleitung

Zurück

Dieses Problem betraf unseren Hauptwasserzähler, welcher konstant ein bisschen vorwärts und dann wieder rückwärts gelaufen ist. Obwohl kein Wasser gezapft wurde, drehte sich das Zählerrädchen immer weiter in pulsierender Bewegung. Es musste also eine Strömung in beide Richtungen vorliegen, was mir im ersten Moment völlig unlogisch erschien. Mir war bis dato nicht klar, dass dieser Fehler schon sehr lange bestand und uns bereits sehr viel Geld gekostet hat! Ebenso ist die dadurch entstandene Gesundheitsgefahr nicht zu unterschätzen. Auch bei der regelmäßigen Wartung der Trinkwasser- und Heizungsinstallation durch unseren Installateur fiel dieser Fehler nie auf.


Weiterhin hatten wir seit knapp sechs Monaten ein unregelmäßiges, aber manchmal sehr lautes Brummen bzw. Vibrationen in der Wasserleitung. Man hörte dies durch das ganze Haus. Es trat sowohl bei Kalt- als auch Warmwassernutzung auf und war unabhängig von der Zapfstelle.


Auf den folgenden Seiten erkläre ich in möglichst einfacher Sprache die technischen Hintergründe für diese Probleme. Mit Hilfe der „Tipps“ können Sie dem Installateur dann Fragen stellen und ebenso erkennen, ob die Arbeiten komplett ausgeführt wurden.


Mit der Lösung der bereits genannten Problematik war ich mehrere Monate beschäftigt, da es unfassbar viele Ursachen für diese Phänomene geben kann. Zunächst nahm ich an, dass beide Probleme miteinander zusammenhängen, und kümmerte mich um das Brummen. Mit ein wenig Recherche im Internet kam ich schnell auf die typischen Ursachen:


  1. Hängendes oder verschlissenes Ventil (z.B. KFR-Ventil, Absperrventil, Sicherheitsventil, Rückschlagventil usw.)
  2. Ausdehnungsgefäß (MAG) defekt oder falscher Vordruck
  3. Defekte Armaturen an den Zapfstellen (Küche, Bad, Toilettenspülung usw.)
  4. Druckminderer am Wasserfilter defekt
  5. Fehlerhafter Wasserzähler
  6. Lose Rohrleitungen (von Rohrschelle gelöst)
  7. Schwankender Wasserdruck durch den Wasserversorger
  8. Wechselwirkungen mit anderen Ausdehnungsgefäßen
  9. Undichtigkeiten


Nach dem Ausschlussprinzip konnte ich die Armaturen an den Zapfstellen als Ursache verwerfen. In unserem Mehrfamilienhaus kann ich in jedem Stockwerk die Kalt- und Warmwasserzufuhr absperren, sodass das Problem definitiv aus dem Technikraum kommen musste. Nach Kontrolle aller Befestigungen der Rohrleitungen (Rohrschellen) konnte auch dies als Ursache ausgeschlossen werden. Da die Wasseruhr erst vor wenigen Jahren getauscht wurde, schloss ich diese als Fehlerquelle ebenso aus. Ein schwankender Wasserdruck lag bei uns auch nicht vor, denn das Manometer am Druckminderer zeigte konstante Werte an. Wechselwirkungen mit anderen Ausdehnungsgefäßen erschienen mir nicht logisch, sodass ich diese auch verwarf. Undichtigkeiten im Trinkwassernetz waren ebenso nicht vorhanden.


Ich begann also damit, an sämtlichen Ventilen im Technikraum die Oberteile zu prüfen bzw. auszutauschen. Da heutzutage fast nur noch Schrägsitzventile mit austauschbarem Oberteil verbaut werden, ging das relativ einfach. Die Oberteile bekommt man auch günstig im Baumarkt.


Tipp: Achten Sie darauf, dass derselbe Typ von Oberteilen verbaut wird: entweder mit steigender Spindel (man sieht von außen den Öffnungszustand, weil die Spindel rausfährt) oder mit nicht steigender Spindel. Das oftmals verbaute „Fettkammeroberteil“ garantiert eine dauerhafte Schmierung.

Tipp: Ich rate dringend davon ab, die Ventiloberteile selbst zu reparieren. Das lohnt sich im Vergleich zum Preis eines neuen Oberteils nicht. Unsere Oberteile waren stark verkalkt (nach zehn Jahren Betrieb) und eine Reinigung machte da keinen Sinn mehr.


Ein wichtiger Aspekt beim Austausch des Oberteils ist das Reinigen der sogenannten Sitzfläche. Das ist diejenige Stelle, an der abgedichtet wird – also an der der Gummiteller im Grundkörper aufliegt. Das geschieht mit einem sogenannten Ventilsitzfräser. Dieser wird anstelle des Oberteils aufgeschraubt und fräst durch händisches Drehen Kalkablagerungen von der Sitzfläche. Diese Arbeit ist wichtig und muss so lange ausgeführt werden, bis die Sitzfläche rundherum blank ist. Ansonsten ist keine gute Abdichtung möglich. Achten Sie darauf, ob Ihr Installateur das macht!


Tipp: Achten Sie darauf, ob Ihr Installateur einen Sitzfräser benutzt!


Tipp: Beim Einbau von neuen Oberteilen sollte der Gummiteller und der O-Ring am Gehäuse mit ein wenig Silikonfett geschmiert werden. Das Silikonfett muss hygienisch unbedenklich und für Lebensmittelanwendungen geeignet sein! Durch die Schmierung halten die Dichtungen wesentlich länger und ein späterer Ein- und Ausbau wird vereinfacht.

Ein oft genanntes Ventil im Zusammenhang mit dem auftretenden Brummen ist das sogenannte KFR-Ventil. Dieses „Kombinierte Freistrom- und Rückschlagventil“ hat die Besonderheit, dass es nur in eine Richtung durchströmt werden kann. Ein Rückfluss wird durch die eingebaute Feder, welche den Gummiteller im Falle einer Rückströmung in den Sitz drückt, verhindert. Dieses Ventil ist bei uns, wie vorgeschrieben, in der Kaltwasserzuleitung des Warmwasserbereiters verbaut, um einen Rückfluss von Warmwasser in die Kaltwasserleitung zu verhindern. Der Rückfluss entsteht durch das Erwärmen des Warmwassers (Ausdehnung).


Manche Wasserversorger schreiben aber zusätzlich einen Rückflussverhinderer an der Hauptwasseruhr vor. Wir haben dies nicht und demnach auch nur ein KFR-Ventil. Der Rest besteht bei uns aus normalen Absperrventilen. Ein KFR-Ventil kann, wie ein normales Absperrventil, durch Drehen der Spindel geschlossen werden, um den Durchfluss zu blockieren. Die Feder wird dann zusammengedrückt.


Tipp: Das KFR-Ventil erkennt man von außen an einer meist grünen Markierung oder Lasche und an einer Prüfschraube, mit der die Dichtheit des Ventils überprüft wird. Das Ventil muss einmal jährlich auf Dichtheit überprüft werden! Lassen Sie die Dichtheit des KFR-Ventils im Zuge einer Wartung durch Ihren Installateur überprüfen und bestätigen!

 

Nachdem ich nun alle Oberteile, auch das vom KFR- Ventil, abgeschraubt hatte, kam recht schnell die Ernüchterung. Ein offensichtlicher Fehler ließ sich nicht feststellen. Vorsichtshalber ersetzte ich aber alle Oberteile. Das Brummen und die pulsierende Wasseruhr wurden dadurch jedoch nicht behoben. Das Brummen war auch nicht reproduzierbar – mal war es da und dann wieder nicht. Durch einen Zufall stand ich aber im richtigen Moment im Technikraum und habe die vibrierende Wasserleitung abgetastet. Die Vibration war am Ausdehnungsgefäß für den Warmwasserbereiter am stärksten!

Was mir bis dato nicht bewusst war, ist, dass Ausdehnungsgefäße regelmäßig gewartet werden müssen. Unser Installateur hat das im Zuge der zweijährigen Wartung leider nie gemacht! Ich bezweifle, dass der Vordruck jemals richtig eingestellt wurde!


Tipp: Lassen Sie Ausdehnungsgefäße regelmäßig überprüfen (einmal im Jahr).


Aber was macht das Ausdehnungsgefäß überhaupt und wie funktioniert es? Das Ausdehnungsgefäß, häufig MAG (Membranausdehnungsgefäß) genannt, erfüllt, vereinfacht gesagt, die Funktion des Druckausgleichs. Wenn Wasser erhitzt wird, dehnt es sich aus und muss irgendwo hin. Dabei nimmt auch das Volumen zu und der Druck steigt. In vielen Heizungsanlagen sind Ausdehnungsgefäße verbaut und mittlerweile auch in Trinkwassersystemen, so wie bei uns. Im MAG ist eine Membran aus Gummi, welche das Wasser von einer mit Stickstoff gefüllten Gasblase abtrennt. Das MAG nimmt somit das sich ausdehnende Wasser auf. Wäre kein Ausdehnungsgefäß verbaut, würde bei Wassererwärmung der Drucküberschuss am Sicherheitsventil abgebaut werden. Die Folge wäre ein ständig tropfendes Sicherheitsventil und damit verbunden ein Energieverlust. In Trinkwassersystemen verhindert es zudem Druckstöße durch schnelles Öffnen und Schließen von Wasserhähnen.


Essenziell für den ordnungsgemäßen Betrieb des Trinkwasser-MAG ist der richtige Vordruck der Stickstoffblase. Bei unserem Modell soll laut Installationsanleitung der Vordruck ca. 0,2 bar niedriger sein als der Vorlaufdruck des Kaltwassers. Mit dem Vorlaufdruck vom Kaltwasser ist der eingestellte Druck am Druckminderer (bei uns am Wasserfilter) gemeint. Der etwas niedrigere Druck ist wichtig, damit das Trinkwasser-MAG richtig durchströmt wird. Ansonsten könnten sich durch stagnierendes Wasser Keime bilden. Ein zu niedriger oder gar kein Druck führt zu einer kürzeren Lebensdauer und höherem Verschleiß der Membran.

Tipp: Auf dem Typenschild des MAG erkennt man den Vordruck ab Werk sowie den maximal zulässigen Überdruck. Anhand des maximal zulässigen Drucks wird die Baugröße des Sicherheitsventils bestimmt.


Um nun den Druck richtig einzustellen, besitzen die MAG ein Autoreifenventil. Hier kann mit einem Manometer der Druck gemessen oder der Stickstoff nachjustiert werden. Die Druckmessung kann nur erfolgen, wenn das Kaltwasser abgedreht (drucklos) ist. Ansonsten können falsche Werte für den Druck der Stickstoffblase auf dem Manometer angezeigt werden. Entgegen vielen Meinungen aus dem Internet sollte man nicht mit einer normalen Fahrradpumpe oder einem Kompressor das MAG auffüllen. Die sauerstoffhaltige Luft würde zu erhöhter Korrosion führen! Davon mal abgesehen handelt es sich hier um einen Druckkörper, der auch bersten kann, wenn man aus Versehen zu viel Druck einfüllt! Man liest auch oft im Internet, das man die Funktionsfähigkeit eines MAG schnell überprüfen kann, indem man kurz auf das Autoreifenventil drückt. Das stimmt, meiner Meinung nach, nur teilweise. Richtig ist, dass wenn aus dem Ventil Wasser kommt, die Membran defekt ist. Bei Ausströmen von Stickstoff kann man nicht automatisch davon ausgehen, dass alles in Ordnung ist (dazu später mehr).

Tipp: Man sollte die Vordruckmessung am MAG erst dann durchführen, wenn das Kaltwasser abgedreht ist! Der Behälter sollte kein Wasser mehr enthalten!


Bei unserem Trinkwasser-MAG ergab die Messung des Vordrucks einen zu geringen Wert (ca. 1 bar zu wenig), sodass mit Stickstoff aufgefüllt wurde. Ich war optimistisch, dass nun das Brummen durch den korrigierten Vordruck verschwinden würde. Leider war das Gegenteil der Fall! Die Vibrationen und die pulsierende Wasseruhr wurden immer schlimmer.


Tipp: Das MAG ist mit Stickstoff aufzufüllen! Beachten Sie die Herstellerangaben!


Tipp: Das Membransicherheitsventil ist bei uns ein Verschleißteil. Sobald es tropft, befindet sich Kalk zwischen Membran und Dichtfläche. Es muss dann ausgetauscht werden. Der maximal zulässige Druck des Trinkwasser-MAG bestimmt den Auslösedruck des Sicherheitsventils (bei uns 8 bar).


Mein nächster Verdacht richtete sich dann auf den Wasserfilter mit eingebautem Druckminderer. Ich wollte die Druckminderpatrone austauschen. Leider kommt man nur schwer an Ersatzteile heran (evtl. von den Herstellern so gewollt). Im Endeffekt verbaute ich eine komplett neue Filtereinheit mit Druckminderer. Dies brachte leider ebenfalls keinerlei Verbesserung! Auch durch den zwischenzeitlichen Tausch des Sicherheitsventils in der Nähe des KFR-Ventils wurde das Problem nicht gelöst.

In meiner Ratlosigkeit tauschte ich schließlich das komplette Trinkwasser-MAG (inkl. richtig eingestelltem Vordruck) aus. Aufgrund der verpressten Leitungen war dies aber mit riesigem Aufwand verbunden, da ich die Rohrleitungen trennen musste. Man benötigt diverses Spezialwerkzeug, wie eine Pressmaschine, einen Rohrschneider sowie einen Kalibrierer. Davon abgesehen wurde bei uns ein Rohrsystem einer belgischen Firma verbaut. An die Rohre bzw. Fittings kommt man als Privatperson nur schwer ran. Dank meines Gewerbescheins konnte ich die benötigten Teile aber bei einem Großhändler in Deutschland kaufen.


Tipp: Ihr Installateur sollte wartungsintensive Komponenten wie das MAG oder das KFR-Ventil mit lösbaren Verschraubungen installieren. Hierdurch können die Komponenten bei Bedarf leichter und schneller ausgetauscht werden!


Und siehe da! Das Brummen war verschwunden. Als gelernter Ingenieur habe ich nur eine logische Erklärung dafür: Die Gummimembran muss aufgrund von Alterung (10 Jahre in Betrieb) ihre Elastizität verloren haben, sodass beim Einströmen von Wasser Vibrationen aufgetreten sind. Ich vermute, dass die nicht vorhandene Wartung (Vordrucküberprüfung und -einstellung) die Lebensdauer der Membran am Trinkwasser-MAG stark verkürzt hat. Leider war das Problem mit der Wasseruhr durch den MAG-Austausch nicht behoben. Sie lief nach wie vor rückwärts.


Tipp: Lassen Sie ihre Ausdehnungsgefäße regelmäßig warten und den Vordruck mit Stickstoff richtig einstellen!


Ich fand dann heraus, dass durch Zudrehen des KFR-Ventils das Pulsieren an der Wasseruhr zwar nicht verschwand, jedoch stark verringert wurde. Es konnte also nur noch am KFR-Ventil liegen, welches trotz erneuertem Oberteil undicht zu sein schien. Nach dem erneuten Öffnen war wieder kein Fehler feststellbar! Erst nach dem Sitzfräsen habe ich bemerkt, dass die Sitzfläche auf dem gesamten Umfang nicht sauber war. Es gab einen Bereich, der durch das Fräsen blank, also messingfarben, wurde. Ein anderer Bereich blieb verkalkt. Nun war es mir klar! Das Ventil konnte niemals richtig dicht gewesen sein. Die folgenden Bilder sind nach dem Ausbau des Ventils entstanden:

Hier aus einer anderen Perspektive und nach dem Sitzfräsen:

Auch mehrmaliges Fräsen brachte hier keine Abhilfe. Das Ventil musste wohl schon immer so gewesen sein, also schon immer undicht! Vermutlich fluchtet das Gewinde für das Oberteil nicht mit der Sitzfläche, sodass der Gummiteller dann schief auf der Sitzfläche steht. Warum ich dies beim ersten Wechsel des Oberteils nicht bemerkt habe, bleibt ein Mysterium.


Nach Austausch des Ventils gegen ein hochwertiges KFR-Ventil (von Fa. Kemper) steht das Zählerrädchen der Wasseruhr still und bewegt sich nur noch beim Zapfen von Wasser. Es ist kein Rückfluss mehr vorhanden!


Tipp: Auf die richtige Einbaurichtung des KFR-Ventils achten! Lassen Sie sich außerdem ein hochwertiges KFR-Ventil einbauen!

Für den Wechsel des Ventils musste, wie beim Ausdehnungsgefäß, die Rohrleitung getrennt werden. Um das in Zukunft zu verhindern, wurden auch hier lösbare Verschraubungen verbaut.

 

Und nun kommt das Beste: Seitdem das neue KFR-Ventil eingebaut ist, haben wir beim Zapfen von Kaltwasser auch tatsächlich direkt kaltes Wasser. Seit dem Neubau unseres Hauses vor zehn Jahren war es schon immer so, dass zunächst (ca. 20 s) lauwarmes Wasser floss. Ich dachte, das Wasser würde sich an die Umgebungstemperatur anpassen und machte mir keine weiteren Gedanken darum. In Wahrheit drückte sich aber immer warmes Wasser aus dem Warmwasserspeicher in die Kaltwasserleitung. Umgekehrt floss dann vermutlich immer auch Kaltwasser in den Warmwasserbehälter. Hierdurch haben wir einen Haufen Energie verloren! Nun haben wir eine reduzierte Aufheizzeit für den Warmwasserspeicher. Man sieht dies wunderbar in der App für die PV-Anlage, in der man den Stromverbrauch des Tages sieht. Dieser ist beim Aufheizen von Warmwasser nun ca. ein Viertel niedriger. Wenn ich das grob überschlage, komme ich zu folgendem Ergebnis:

Es ist unfassbar! Das defekte KFR-Ventil hat uns 27 € Strom im Monat gekostet.


Was auch nicht unerwähnt bleiben sollte, ist die Tatsache, dass vom lauwarmen Wasser in der Kaltwasserleitung eine Gesundheitsgefahr ausgeht. Das Wachstum von Keimen wurde gefördert!

 

Am Ende waren es also das KFR-Ventil sowie das Trinkwasserausdehnungsgefäß, welche die Probleme verursacht haben und ausgetauscht werden mussten. Mit einer richtigen Wartung der Komponenten wären die Probleme auch früher aufgefallen und wir hätten einen Haufen Energie, Geld und Nerven gespart. Von unserer Gesundheit ganz zu schweigen…

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